2. Der Forschungsstand
Projekt + Ausstellung Bork (2020 – ongoing)
Bork zeigt Objets trouvés aus dem Wald: Äste, Rinden und weitere Baumteile, die von Käferspuren durchzogen sind. Ziel der Sammlung und Dokumentation derselben ist die Entschlüsselung der fiktiven Sprache Bork. Das Projekt ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem menschlichen (Miss-)Verständnis der Natur und dem gleichzeitigen Wunsch, alles verstehen zu wollen.
Von den für die erste Ausstellung in der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern gesammelten Zeichen werden in einer Entschlüsselungsphase 144 Astschriften analysiert. Dabei konzentrierte sich die Sammlung und Auswahl auf Zeichen im Splintholz dünner Äste, von welchen die meisten in Waldgebieten gesammelt worden sind, in denen die Baumbestände nach Sturm und/oder Borkenkäferbefall abgestorben und abgeholzt wurden.
Viele der Käferspuren erinnern an Zeichen, Runen, Hieroglyphen, niedergeschriebene Geschichten von Fabelwesen, geheimnisvolle Zaubersprüche. Nicole Brugger zeichnet prägnante Zeichen und Formen ab, vergleicht, versucht Muster und Wiederholungen zu finden um die Sprache der Käfer verstehen zu lernen. Auch wenn klar ist, dass eine Entschlüsselung dieser fiktiven Schreibsprachen nicht möglich ist, bleibt es das fingierte Ziel des Projektes. Der Mensch scheitert an seinem Bedürfnis, alles verstehen zu wollen. Gleichzeitig bleibt die Suche nach Kunst und Grafik in der Natur und die endlose Sammlung scheinbar wertloser Objekte, welcher nur durch den Kontext eine Bedeutung im menschlichen Sinn zugesprochen wird.
In der ersten Bork-Entschlüsselung sind zwei Schriftarten stark vertreten: die Schriftwerke des Anthaxia quadripunctata, ein Käfer der Prachtkäferfamilie sowie der Molorchus minor aus der Familie der Bockkäfer.
Die Käfer zählen zur Gruppe der Totholzkäfer – der Gruppe von Käfern, die in ihrer Lebensweise an das Holz gebunden sind und ohne das Holz nicht überleben können. Sie nutzen das Holz oder die darin enthalteten Pilze als Nahrungsquelle, das Holz alter Bäume ist ihr einziger Lebensraum oder sie ernähren sich von anderen Totholzinsekten. Sie gehören zu den Wäldern wie die Bäume, und diese und deren Holz sind für ihr fortbestehen essenziell. Totholzkäfer sind für den Wald unverzichtbar.